„Musik erzählt Geschichten, die mit Worten nicht beschrieben werden können“. So führt Moderatorin Regina Pfiester-Bummel in das Programm des diesjährigen Muttertagkonzerts des Musikvereins „Harmonie“ Hördt ein. Unter dem Motto „Geschichten“ stellte das Orchester am 10. Mai 2025 vor vollem Haus in der Turn- und Festhalle Hördt sein Konzertprogramm unter der bewährten Leitung von Matthias Wolf vor.

Der Auftakt des Abends erfolgte mit „A Huntingdon Celebration“ von Philip Sparke – einer festlichen und energiegeladenen Ouvertüre, die alle Zuhörer direkt in seinen Bann zog. Verschiedene Themen wurden abwechselnd von einzelnen Instrumentengruppen, dann wieder im Tutti präsentiert und dem Zuhörer so eine interessante „Geschichte“ zu Beginn erzählt.
Darauf folgte eine der ersten Originalkompositionen für Blasorchester überhaupt – die „Second Suite in F“ von Gustav Holst. Die vierteilige Suite basiert auf ländlichen englischen Volksliedern, wobei jeder Satz durch seine Vielseitigkeit eine ganz eigene Geschichte erzählt. So wurde beispielsweise der zweite Satz „Song Without Words“ äußerst gefühlvoll präsentiert, während in „Song of a Blacksmith“ der schon in der Moderation angekündigte Amboss des Schmieds im Vordergrund stand.
Vor der Pause präsentierte das Orchester die „Conga del Fuego Nuevo“ des mexikanischen Komponisten Arturo Márquez – ein feuriges und rhythmisch komplexes Werk, das lateinamerikanisches Temperament in den Konzertsaal brachte. Die lateinamerikanischen Percussion-Instrumente wurden von der Moderatorin einzeln vorgestellt und jeweils vom Schlagwerk-Satz kurz musikalisch präsentiert, sodass sich das Publikum schon vor dem Stück einen Höreindruck von den speziellen Instrumenten machen konnte. Während des Stücks lag der Fokus des Publikums daher unweigerlich auf der letzten Reihe des Orchesters. Der gesamte Schlagwerk-Satz konnte mit präziser Ausführung glänzen und verlieh der Aufführung somit einen ganz besonderen Reiz.
Zu Beginn des zweiten Teils stand das monumentale Werk „The Ghost Ship“ des jungen spanischen Komponisten Jose Alberto Pina auf dem Programm. Das Stück handelt von einem Schiffwrack vor der Küste Fuerteventuras. Die Geschichte des ehemals weltweit größten Schiffs, im Jahr 1939 noch unter dem Namen SS. America bekannt, brachte das Orchester auf eine mystische, unheimliche Reise. Während der knapp 20-minütigen Aufführung wurde unter anderem gezielt Licht- und Audiotechnik zum Einsatz gebracht, die vom Tubisten Adrian Rüdiger gesteuert wurde und zu einer gespenstischen Stimmung beitrug. Es machte während des Stücks den Anschein, als ob der „Geist“ des Schiffs, der während des gesamten Stücks in der Musik schwebte, während des Stücks endlich „zum Leben erweckt“ wurde.
Nach dieser ganz besonderen Darbietung wurden verdiente Musikerinnen und Musiker von Ehrhard Histing, Vizepräsident des Kreismusikverbandes Germersheim, ausgezeichnet. Geehrt wurden für 10 Jahre aktives Musizieren Moritz Buttweiler und Elias Fosselmann. Für 25-jähriges aktives Musizieren wurden außerdem Sandra Bodenseh, Julia Höfer und Christoph Becky ausgezeichnet. Die goldene Ehrennadel des BDB erhielt der Vereinsvorsitzende Wolfgang Eßwein für 40-jähriges aktives Musizieren und die große goldene Ehrennadel mit Diamant der BDMV verdiente sich Hubert Wolf für insgesamt 60 Jahre aktives Musizieren.
Nach dem Ehrungsblock erfolgte ein kurzweiliges, spannendes Werk aus der Feder von Derek Bourgeois: Metro Gnome. Der Titel weist auf den humorvollen, sehr rhythmischen Charakter des Stücks hin. Die vielen Taktwechsel, häufig bestehend aus 7/8 und 5/8 Takten, meisterte das Orchester gekonnt und entführte seine Zuhörer in eine skurrile, aber faszinierende Welt, in der jeder Ton eine eigene Geschichte erzählte.
Schon am Ende angekommen, durfte eine Geschichte natürlich nicht fehlen: die West Side Story. Das Arrangement von William James Duthoit beinhaltete Klassiker wie „I Feel Pretty“, „Maria“ oder „America“, die Musizierenden boten eine ausdrucksstarke Version der tragischen Liebesgeschichte zwischen Tony und Maria.
Nach tosendem Applaus und Standing Ovations setzte das Orchester zum traditionellen Stück „Für mich soll´s rote Rosen regnen (Hildegard Knef) an. Charmant: während des Stück erhielten alle weiblichen Zuhörerinnen von den Jungmusikern eine Rose als Muttertagsgeschenk. Mit der Tritsch-Tratsch-Polka von Johann Strauss II. verabschiedete sich das Orchester nach einem äußerst gelungenen Konzertabend dann endgültig vom Publikum und erzählte gleichzeitig seine letzte „Geschichte“.
Jonas Isufaj